Danny Wente

Update 06.11.2013

06.11.2013

Kurz vor der Abfahrt zum "Antikörperbad" ein paar Gedanken.

Ich habe so viele interessante und faszinierende Menschen durch diese Krankheit kennenlernen dürfen. Menschen, die mit einer so intensiven Klarheit durchs Leben gehen und Dinge sehen und aussprechen, die mich in einer Art berühren, die ich noch nie erlebt habe. Mein eigenes Weltbild hat sich so derart geändert. Heute sind andere Dinge relevant als noch vor ein paar Monaten. Interessant mein völliges Desinteresse an Konsum - ich kaufe nur noch die Dinge, die ich wirklich brauche. Zuhause wird gelüftet, entrümpelt, entstaubt, genauso, wie 2010 nach meiner ersten Erkrankung. Ich werfe in jeder Hinsicht Ballast ab.

Die Suche nach einem Anker in meinem Leben beschäftigt mich sehr. Die Rückkehr zur Kirche fällt mir durch die unsägliche Limburger Geschichte sehr, sehr schwer. Mag aber etwas haben, an dem ich mich festhalten kann.... werde dazu das Gespräch mit einem Kapuzinermönch suchen.

Der Verlust von Ingun hat mich so geprägt. Gleiche Krankheit, gleiche Chemo. Wir haben uns gemocht. Ihr plötzlicher, für mich so gar nicht absehbarer Tod war schwer zu verstehen. Schwer zu verstehen auch, warum ich sie nicht mehr angerufen habe - wir hatten uns doch zum Telefonieren verabredet.

Ich habe wahre FreundInnen an meiner Seite:

Maike - mein Rostocker Sonnenschein. "Passt schon".... Du unwiderstehliches, stures Gänschen da im hohen Norden, sturmumtost mit dem Rolli im strömenden Regen unterwegs... Dein Kampfgeist ist mir Vorbild.

Anne - welche Entdeckung, welch unglaubliche Frau. Mehr mag ich hier nicht sagen, sie wird es schon verstehen.

Doris - Du schwäbische Wuchtbrumme, Dein Braten neulich hat mich gerettet, unser Blödsinn im Facebook macht Freude und der himmlische Beistand da oben aus Deiner klösterlichen Enklave tut einfach gut. Ich weiß, dass Du da bist und bin Dir dafür unendlich dankbar.

Karin - es ist so lieb, dass Du mich mitnimmst und mit mir kochst... ich freu' mich über jede mail von Dir!!!

Carmen - wer braucht schon Männer?? Lory - Du Seele!!!!

Meine rumänischen Mädels, die für mich beten - es hilft, Ihr seid Perlen, danke!!!!

Der Platti, der wie eine Front hinter mir steht. Gut, Euch bei mir zu wissen.

Marco - der Stein auf dem Jacobsweg war unglaublich. Ich werde Dir das nie vergessen. DANKE.

Walter, Joachim. Ihr seid da - und das ist gut.

Und Melanie - die aushält, trägt, leidet, hofft und bei mir ist, die ich so oft aus der Ferne umarme, die mir so fehlt... die Freundin und Gefährtin der letzten Jahre, wir haben so viel Zeit miteinander verbracht wie manch altes Ehepaar nicht.

Um mal ein bisschen zu berichten: 

Mutter weiß Bescheid, will es aber irgendwie auch gar nicht wissen, ruft aber trotzdem andauernd an und erzählt mir, dass sie sich Sorgen macht, obwohl ich ja eigentlich gar nicht krank sei.... es ist ihre Art, damit umzugehen.

Vater - no comment. Nachdem ich ihm noch nicht einmal ein Briefchen zum 50. wert war (vermutlich sind die 58 Cent zu viel Geld), ist das Thema für mich erledigt.

Gesundheit generell: Es geht mir viel, viel besser. Die grauenhafte Husterei ist weg, was den Alltag doch sehr erleichtert. Habe Chemoakne, die sich mehr als gewaschen hat, sehe aus wie 13 (ohne Zahnspange). Generell bin ich wesentlich belastbarer als noch vor drei, vier Wochen, kleine Spaziergänge sind möglich, ich möchte die Tage auch mal versuchen, eine kleine Runde mit dem Rad zu fahren. Leider hat sich meine Idee, mir einen kleinen Hund zuzulegen, zerschlagen, da ich jede Woche im KH bin, die große Chemo stationär immer für drei Tage, dann die nächste Woche die kleine Chemo ambulant für einen Tag.... ich möchte so ein Kerlchen aus dem Tierheim nicht gleich wieder alleine lassen oder in fremde Hände geben müssen. Vielleicht kriege ich das ja nach Chemoende hin? Es wäre so schön.

Freue mich ein bissle auf die Antikörper - hinterher geht es mir merkbar besser (und der Akne auch...;-)).

Euch eine gute Zeit!
Daniela

14.19h
Bin wieder zuhause. Ohne Antikörper, Leukos bei 2,2. So isch halt. Gibt mir die Möglichkeit von Erholung und Entspannung. Werde den völlig verregneten Tag für Bügeln und die Suche nach Weihnachtsgoodies nutzen. Und sehe der angedachten Reduzierung der Chemo auf 90% sehr gelassen entgegen. Was nutzt es, wenn es mich bei 100% jedesmal so derart zerbläst? Außerdem möchte ich gern ab Januar wieder stundenweise arbeiten gehen, um nicht vollends verrückt zu werden. Ja, verrückt.... die Gedanken drehen sich oft im Kreis.

Und - danke, lieber Wolfgang für die beiden ausgesprochen angenehmen und liebevollen Fahrten. Du bist eine wahre Taxifahrerperle, voller Fürsorge für das aufgelöste Chemohuhn.

Der Onkobutze wünsche ich Beruhigung der Lage. Handwerker, Fensterputzer, 37 ambulante PatientInnen, dazu die stationären Lieben und eine völlig demente so süße ältere Dame, die mit ihrer "Isolationshaft" völlig überfordert war. Meine Hochachtung den Schwestern, die all das wuppen müssen.

Und mein Dank an die Küche des Klinikums - eiskalte Suppe hatte ich bislang noch nie. Das folgende Gulasch mit Kartoffelpü war noch nicht mal mehr ein Foto wert.

07.11.2013
Das mit der Wuchtbrumme bleibt stehen. Du bist ne Wuchtbrumme voller Herzlichkeit, Freundschaft und Liebe. Jaja, musst nicht schwarz rauchen aus dem Klosterschornstein...;-))



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